Einmal Ostsee im Winter links herum

Nach der Polarkreistour im Winter 2012, die in Helsinki endete, war klar:

Wir müssen den Rest der Ostsee auch noch umrunden.

Nun, am 6. Februar 2016 wollen wir starten.

Wir mussten uns Reisepässe besorgen (oder, wer einen hat, muss mindestens  6 Monate Gültigkeit haben), um damit ein Visum beantragen zu können.

Wir machten die Gespanne für den Wintereinsatz fertig, genauso wie bei der Polarkreistour. Einziger Unterschied: Kalle fährt mit einer Goldwing (siehe: Ein neues Gespann entsteht).

Ecki hat in seine Guzzi einen frischen Motor eingebaut, Klaus hat seiner 100 GS ein neu überholtes Getriebe und eine starke Lichtmaschine spendiert.

Alfons hat wohl nur neue Zündkerzen eingebaut und speichert Wärme vorab in Singapur.

 

 

1.  Tag – 6.2.2016

Start in Burgdorf um 7:30 Uhr. Ecki, Klaus und Kalle wollten Alfons am Autohof Irxleben treffen, das klappte dann auch, aber erst im 2. Anlauf (man gut, das es Handys gibt).

Bei gutem Wetter und (fast) ohne Reparaturen (eine gaaanz kleine Schraube an Eckis Guzzi-Zündung zerstörte den Zündimpulsgeber, aber Ecki hat ein passendes Ersatzteil dabei, eingebaut und weiter ging es, nonstop bis zum 2. Ausfall – BMW – kurz vor dem 2. Tankstopp in Polen (Kupplung weg)  5 Minuten Fehlersuche, nachgestellt, funktioniert, und weiter zur Tanke– tolle Benzinpreise, rund 1,00 €!

Wir fanden in Posen ein erstklassiges Hotel mit sehr freundlichem Personal, super Essen und kalte Getränke und sehr konsumfreundliche Preise.

     2.  Tag – 7.2.2016

Frühstück 8:00 Uhr. Vor der Abfahrt Klaus‘ Stoßdämpfer gecheckt, er klappert. Zunächst für unbedenklich erklärt, wir fahren erst mal weiter.

Zwischen Posen und Lomza sind überwiegend 3.-klassige Straße in erstklassiger Qualität, aber manchmal waren sie auch nur für Alfons African Twin befahrbar, also wegen Spurrillen etc. eher miserabel.

Bei bestem Wetter ging es in Richtung Lomza. In Lomza fanden wir ein Hotel gemäß des Standards von 1962!

Aber auch die Preise - Sauberkeit und Service – super.

Beim abendlichen Bier wird die nächste Tagesetappe geplant.

3. Tag - 8.2.2016

Start bei leichtem Regen, Plusgrade um die 5°C - Wintertour?

Nach dem Grenzübertritt nach Littauen fuhren wir jenseits der Hauptstrassen auf kleineren Landstrassen, die überwiegend in sehr gutem Zustand sind. Uns überkam das Gefühl, dass die Häuser auf dem Land zum Teil Geisterhäuser sind. Kaum ein Haus war bewohnt und die Häuser sind teilweise bis auf die Grundmauern zerfallen.

In Raseiniai fanden wir ein Karpfenangel-Sport-Wellness-Bowling-Tennishotel. Super Ausstattung!

4. Tag - 9.2.2016

Kurzer Fahrtag. Wir wollten nach Riga, ca. 220 km zu fahren. Auch dieser Tag begann mit leichtem Regen, ab mittag schöner Sonnenschein. Dieses Mal keine lange Hotelsuche, wir hatten am Abend vorher schon gebucht. Endlich in der Strasse angekommen, überkam uns ein Schock - das Haus sah von außen aus, als würde es den nächsten Sturm nicht überleben, letztes Renovierungsdatum liegt wohl schon 100 Jahre zurück.

Bilder: Pause mit selbstgebratenen Klopsen von Werner; Grenze nach Littauen; Grenze nach Lettland.

<=    So sieht der Hinterhof, auf dem wir 2 Parkplätze gemietet hatten, aus.

 

 

Wir wurden an der Rezeption sehr freundlich empfangen und unsere Zimmer - top! Nun hatten wir noch einige Stunden Zeit, per Pedes die Altstadt anzuschauen - nähere Infos siehe Reiseführer.

 

Sporthotel Raseiniai                    Grenze Lettland                         Güterverkehr in Riga                 Hotel Viktorija

       Am Golf von Riga                                       Die  Reisegruppe                          Grenzübergang nach Estland

Wer schrauben kann, kann auch Fäden ziehen.

 

Der "Telecom-Mann" bei der Arbeit.

 

6. Tag - 11.2.2016

Nach einem ausgiebigen Frühstück in Pärnu sind wir im Regen gestartet - Guzzi voraus. 1. Stop an einer Tankstelle mit 24-Stunden- Automatenzapfanlage. Leider mochten sie unsere Karten nicht - aber: Bares ist Wahres! Schein rein Sprit raus.

Wir fuhren dann eine Alternativstrecke in Richtung Tallin und landeten, per Navi geführt, auf einem Kiesgelände. Stopp!  Der entgegenkommende Radlader hat sich mittig der Strasse positioniert und lies uns nicht vorbei. Ecki täuschte rechts an, aber sofort machte der Radlader die Strasse zu. Na gut. Wir waren an einer Steigung und das Gefälle war unser Rückwärtsgang. Umgedreht, gedanklich den Vogel gezeigt und anderen Weg gesucht. Diese neue Strasse war ein Moppedfahrertraum. Glatte Piste, sehr kurvenreich, keine Ortschaften, kein Gegenverkehr, keine Ortschaften - super Streckenabschnitt.

                                              Ankunft in Tallinn

 

Das vorab gebuchte Hotel am Rande der Altstadt von Tallinn erwies sich von außen wie das Viktorija in Riga aber von innen super renoviert, nettes Ambiente und nettes Personal.

7.Tag - 12.2.2016 - Ruhetag in Tallinn

Wir  besichtigten Tallinns Altstadt, Weltkulturerbe für seine teilweise mehr als 700 Jahre alten Häuser. Beeindruckend die Alexander-Newski-Kathedrale mit sehr prunkvoller Ausstattung, Wandgemälden, mit religiösen Bildern bemalter Kuppel. Die, zum großen Teil erhaltene Stadtmauer mit Wehrtürmen, Wehrgängen- und Gebäuden war leider nicht geöffnet - falsche Jahreszeit.

 In einem mittelalterlichen Hansegasthaus nahmen wir einen Kaffee und Mittagessen nahmen wir in einem original estnischen Restaurant ein.

 

8. Tag 13.02.2016

Heute geht es zur Grenzstadt nach Narva.

Immer schön direkt an der Küste entlang, abseits der Hauptstraßen. Zunächst haben wir den Jagala - Wasserfall angefahren.

 

Dann kam der Wasserfall von Valaste - auch nicht schlecht. Teilweise war die Steilküste schon so weit abgebrochen, dass die Straße direkt an der Kante verlief.


Im großen Bogen ging es zurück zur E 20 und direkt nach Narva, in das Central-Hotel. Auch wieder toll, mit abgeschlossenem Parkplatz, gute Zimmer, sehr günstiger Preis.

Die nette Dame an der Rezeption empfahl uns noch heute eine Ausreisegenehmigung aus Estland und damit verbunden, eine Uhrzeit für den Grenzübergang zu beantragen.

Im strömenden Schneeregen standen wir an einer Abfertigungsbude, bezahlten 1.50 €, legten das 1. Mal unsere Reisepässe, und Fahrzeugpapiere vor und erhielten eine Quittung mit Einreiseuhrzeit zwischen 10 und 11 Uhr für den nächsten Tag, an dem wir uns wieder an dieser Stelle, ca. 10 Minuten von der richtigen Grenze entfernt, wieder einzufinden hatten.

Abends speisten wir noch einmal sehr gut im King Restaurant und gingen leicht aufgeregt zu Bett.

9. Tag 14.02.2016

Abenteuer Grenzüberquerung.

Pünktlich um 10 Uhr standen wir vor der Abfertigungsbude. Per Leuchtschild, auf dem unsere Kennzeichen aufleuchteten, wurden wir aufgerufen. Nachdem wir wieder einen Obulus zahlen mussten, wurden unsere Papiere das 2. Mal gecheckt. Nun hatten wir 20 Minuten Zeit zur Grenze zu kommen. Dort angekommen, wurden wir per Ampelregelung einzeln eingelassen. Eisenschiebetor öffnet, Absperrschranke öffnet, einer fährt ein zu einer ampelgeregelten freien Kontrollstelle, nach jedem einzeln eingefahrenen Fahrzeug schließen sie wieder. Kalle hatte die jüngste Grenzerin. Die hat das sehr ausführlich gemacht. Das 3. Mal Papiere raus, intensive Kontrolle, der Papiere und dann das Fahrzeug. Alles öffnen, reinschauen, danke, Fahrgestellnummer kontrollieren. Geht bei der Honda nur, wenn man sich über das Fahrzeug beugt und von schräg rechts auf den Lenkopf schaut, mit Taschenlampe. Das wollte sie dann auch nicht, lag wohl am Schmutz, Kalle sollte vorlesen. Für diesen Zweck hatte er auch seine Fahrgestellnummer auswendig gelernt, aufgesagt und gut. Grenzerin geht in ihre Bude, checkt noch einmal die Paipere (zum 4. Mal insgesamt), stempelt und scannt die Papiere - fertig. Bei Klaus, Ecki und Alfons ging das alles etwas schneller. Weiterfahrt, 150 m bis zum nächsten Schlagbaum. Irgendwann öffnet er und es geht auf die Brücke über die Narva.

Erste Kontrolle in Russland, noch auf der Brücke. Papiere das 5. Mal herausgeholt, dem 1. Beamten gezeigt. Weggesteckt. Der 2. Beamte gab uns irgendwelche Zettel, weggesteckt. Der 3. Beamte hätte gern noch einmal den Pass gesehen (das 6. Mal). Es ging dann zur eigentlichen Kontrolle. Papiere das 7. Mal raus, gecheckt, einen von den Zetteln, die Migrationskarte, mit 2 identischen Teilen jeweils ausfüllen, alles fertig?

 

20 m weiter die nächste Bude. Die Zöllner müssen ja auch noch ihren Job machen. Der Chef guckt selbst. Öffnen hier, checken da, kontrollieren dort. nichts gefunden, gut - und, was macht Ecki denn da?

Hää, füllt schon wieder Papiere aus. Natürlich fehlt uns ja noch die Zolldeklaration, bitte 2 mal ausfüllen! Nicht schlecht die Nummer, alles im Schneeregen, keine Ablageflächen, alles nass. Auf der Sitzbank ging es ganz gut. Es war nicht alles verständlich, so haben wir 4 DIN A4 - Seiten ausgefüllt bis endlich alles richtig war. Und jetzt, nicht vergessen, das 8. Mal Papiere zeigen. Alles stempeln, Hinweis, dass die Zolldeklaration nicht verloren gehen darf, da man sonst richtig Ärger bei der Ausreise bekommt. So, jetzt aber endlich los. Falsch gedacht. Es gab noch einmal 200 m weiter eine Kurzkontrolle. Das 9. Mal die Pässe raus. Noch einmal in die Augen schauen.

            FERTIG!!!    Wir fahren jetzt, nach rund 2,5 Stunden Grenzkontrolle, weiter.

 

Nach rund 150 km erreichen wir bei Schneeregen St. Petersburg.

 

Erster Eindruck von Russland:

Russische Autofahrer haben keine Zeit. Selbst Lkw's überholen uns rechts. Wenn man nicht schnell genug losfährt wird sofort gehupt. Wir kommen heil im Hotel per Handynavigation an.

10. Tag 15.02.2016

Sightseeing

Der Plan ist: Erkundung St. Petersburgs.

Nach dem 1. russischen Frühstück gingen wir in Richtung Peter- und Paul - Festung los. Bei Schneeregen durchquerten wir einen Teil der überaus lebendigen Stadt. Viele Arbeiter des Straßendienstes verrichteten manuell, per Schneeschieber, ihre Arbeit. Räumfahrzeuge waren kaum zu sehen, vermutlich, da der Schnee auf den Straßen von dem sehr hohen Aufkommen an bespikten Fahrzeugen matschig gefahren wurde. Nähere Auskünfte kann der Reiseführer geben oder Wikipedia. Es ist erstaunlich, wir stellten fest, dass im Grunde die ganze Stadt ein Museum ist. Die Menschen, sehr modern gestylt, ganz viele telefonieren während sie gehen, wirken sehr westeuropäisch. Auf unserer Tour legten wir rund 14.5 km zurück.

 

11. Tag 16.02.2016

 

Ein Muss ist die Besichtigung per Sightseeing - Bus, da man nur so viel sehen und hören kann. Wir beschlossen per U-Bahn zum Hauptbahnhof zu fahren. Allein das ist schon ein Erlebnis für umgerechnet 0,35 € pro Tour und Person!

Dort angekommen, führte uns ein wichtiger, mit Werbeweste angezogener Mann den Weg zu der Haltestelle. Bus kam, wir zahlten die Tickets und saßen im Warmen, konnten uns auf Deutsch die Informationen in einem guten Bus mit einer guten Audioanlage anhören. Ausgestiegen sind wir dann an der Isaaks-Kathedrale, um auf die Empore zu steigen und die Stadt von oben zu sehen.

Wir fuhren anschließend die Runde fertig und gingen in ein "ganz-viele-Sterne - Café", was sehr interessant war. Für Kunstinteressierte gibt es hier Stoff für viele Wochen.

 

12. Tag 17.02.2016

 

Ausreise aus Russland - unspektakulär.

 

Wir starten in St. Petersburg bei deutlichen Minusgraden. Die meisten Schlösser der Moppeds waren eingefroren. Also auftauen, starten und los. Erstmal 14 km durch St. Petersburg (wir waren so ziemlich im Zentrum) bevor wir die Autobahn in Richtung Finnland erreichten, super ausgebaut aber - Maut.

 

Wir konnten die erste Maut noch locker mit unseren restlichen Rubel bezahlen. 50 Rubel pro Mopped, bei der  2. Maut, ca. 10 km weiter, haben wir alles an Rubel zusammengekratzt, was noch in Portemonnaies und lose in Taschen vorhanden war. Bis auf 2 Rubel (Kurs: 1 Rubel = 0,01 €) haben wir die Zeche zusammengekratzt, aber die freundliche Dame öffnete trotzdem die Schranke (haben wir nun den russischen Staat beschissen?)

Hinter der Schranke berieten wir, wie wir ohne Bares weitermachen sollten, wir mussten auch unbedingt tanken. An der Autobahnmeisterei diskutierte Ecki mit dem freundlichen Menschen im Büro per digitalem Übersetzer wo, wann, was kommt. Ergebnis: keine Mautstelle mehr und eine Tankstelle in Reichweite.

Helm auf, Gang rein und los!

An der nächsten Tankstelle haben wir alle Tanks für einen Gesamtpreis von umgerechnet 30 € gefüllt. Das waren immerhin 75 Liter! Da macht das Tanken doch Spaß! Kurz vor der Grenze tankten wir noch einmal alle zusammen für 10 € und fuhren mit vollen Tanks zur finnischen Grenze.

 

Wir kamen zur Vorkontrolle, Pässe zeigen, die Erste. Wir kamen zur Grenze. Nett aussehende Grenzerin, Pässe zeigen die Zweite!

Wir kamen zur eigentlichen Grenze. Erst der "Unfreundliche", der auch die Zolldeklaration haben wollte, dann, wir waren unter einer Überdachung, die nächste Kontrolle, die Dritte, die wollten noch einmal alles sehen, es kam auch noch ein Beamter heraus, der sich den Inhalt der Seitenwagen, gaaanz kurz, es war ja auch arschkalt, ansehen wollte - und, natürlich auch die Pässe ansehen, die Vierte. Weiter - und?

 

Wir waren in Finnland! Das nennt man wohl "Smart Control".

 

Die Finnen waren etwas einfacher, rein in die Bude, nette Konversation, geguckt, gecheckt und gegangen. Es gab auch noch einen Beamten draußen - der wollte aber eigentlich auch nichts - außer, dass er Interesse für unsere Motorräder und für unsere Tour zeigte.

 

Nach rund 225 km kamen wir in unserem vorab gemieteten Ferienhaus Oravanpesa in Virolahti in Finnland an. Einkaufen im nächsten Supermarkt, Klaus' vorbereitetes Essen einnehmen, Sauna an und fertig für diesen Tag.

13. Tag – 18.02.2016

Die Buchung der Fähre in Finnland funktionierte nicht. So versuchten wir noch vor der Abfahrt über Finnlines Travemünde zu buchen – und siehe da, wir bekamen sofort eine Antwort von Finnlines. Wir drückten auf Antwort und sendeten alle gewünschten Angaben zur Buchung, klappten das Laptop zu und tschüss.  Wir legen die letzten 177 Kilometer in Finnland auf traumhaften Winterstrassen zurück, jede Menge Elchwarnschilder sahen wir, aber keinen Elch. Eine wunderbare Winterlandschaft zog an uns vorbei.

Ankunft im Fährhafen pünktlich, einchecken klappte  –  erst einmal nicht.                     Der Mann am Check-in hatte keine Buchung vorliegen. Wir telefonieren mit Travemünde. Dort hatte man unsere Mail nicht erhalten. Alfons überredete mit seinem Charme die freundliche Dame dort und wir bekamen noch Tickets zum Frühbucherrabatt, fast 500 € günstiger. Toll, das Schiff war eh kaum gebucht.

Als wir zu den Moppeds zurückkamen regnete es – Eisregen wie lange nicht mehr erlebt. Alles war in kürzester Zeit mit dickem Eis überzogen. Wir mussten noch in die Warteschlange und ließen die Eispracht über uns ergehen. Dann kam die nette Dame vom Check-in mit dem Auto, reichte uns die Bordkarten nach und brachte uns mit dem „Follow-me- Auto“ zum Schiff und wir beendeten den Abend mit einem „Käpt’n Dinner“.

14. Tag – 19.02.2016

Seetag. Viel essen, wenig Bewegung ruhige See.

Nun haben wir in 2 Etappen im Winter die Ostsee umrundet.                                          Die 1. Etappe 2012 über Oslo – Trondheim – Jokkmokk am Polarkreis – Oulu – Phihittipudas – Helsinki und                                                                                                                             Die 2. Etappe 2016 über Polen – Baltische Staaten – Russland (St. Petersburg) – Finnland (Helsinki)

Was will man mehr?

 

Am Ende wird alles gut, und wenn es noch nicht gut ist, ist es auch noch nicht das Ende!