Ausruhen kommt später...

Polarkreistour

26.01.2012

Start um 5:00 Uhr bei -3°C in Burgdorf mit nun doch 3 Gespannen. Seit Mittwoch läuft Kalles Guzzi wieder. Eine kurze Reparatur der Elektrik an Kalles Guzzi in Alfons Werkstatt war notwendig. Danach Frühstück und Start, jetzt bei -5°C, nach Kiel. Vor der Fähre wurden bei den Gespannen von Klaus und Alfons die Hinterräder auf Spikesreifen umgerüstet. Ablegen der Fähre pünktlich um 14:00 Uhr und wenn der Kapitän kein Italiener ist, kommen wir morgen früh in Oslo an.

27.01.2012

Der Käpt’n war kein Italiener.
Wir kamen pünktlich um 10:00 Uhr in Oslo an. Ohne viel Zeit zu verlieren, fuhren wir durch das Schnee vermatschte Oslo über die E 6 in Richtung Trondheim bis Hamar und wechselten dort auf die E 3. Nach einem kurzen Tankstop in Elverum ging es erst einmal rund 200 km geradeaus. Die Straßenverhältnisse waren von schmierig bis glatt. Erst ab Alvadar war die Straße überwiegend trocken gefroren, so dass wir etwas schneller fahren konnten – aber da waren wir ja nun fast in Savalen.

Dort (um 16:30 Uhr) angekommen, gab es abends das traditionelle Grillen mit Glühwein für die Savalenrally – Teilnehmer.

Das Ende dieser Feier beschreibe ich nicht!


28.01.2012

Es war Ruhetag.

Bei Temperaturen von – 8°C  wurden Eckis und Kalles Guzzis bespikt. Die Motorräder waren stark versalzen. Wir legten Strom für die Ölwannenheizungen, um am nächsten Morgen mit vorgewärmtem Öl schneller starten zu können.

Nach einem Imbiss vom großen Buffet und einem Spaziergang gingen wir ins Hallenbad des Hotels und ließen anschließend den Abend ruhig ausklingen.

29.01.2012

Wir verzichteten auf das Frühstück und starteten um 8.30 Uhr bei -16° Grad in Savalen. Alle Motoren sind ohne Probleme angesprungen. Nach ca. 10km

hatte Kalle Probleme mit der Elektrik, kein Strom mehr. Batterie gewechselt und ohne Licht ging es weiter in Richtung Trondheim. Die Temperaturen wurden kühler

-20°C, es wurde frisch, aber Sonne satt.

Nach weiteren 40 km wieder Probleme mit Kalle´s Moped. Große Schrauberpause bei bestem Wetter, kalt -12°C, aber Sonne. Nach ca. 2,5 Std. war wieder Ladespannung vorhanden. Zwischendurch wurde Alfons noch als Guzzischrauber im 1. Lehrjahr ausgebildet. Nun geht’s weiter, noch 280km bis zum Ziel. Jedoch war noch eine weitere kleine Schrauberpause nach 100km an der Guzzi notwendig, hier steckt der Teufel drin, wir können den Fehler nicht finden, wieder keine Ladespannung, vermutlich ein Kabelbruch. Wir tauschten die Batterie mit der von Eckis Guzzi und es ging weiter. Es wurde Dunkel, Kalle ohne Licht in der Mitte, egal, wir mußten weiter.

Unser Ziel war Ove, ein Bekannter von Ecki, er wohnt etwas abgelegen, gut 100 km nördlich von Trondheim und ist am Besten über GPS-Koordinaten zu finden. Also, Navi scharf gemacht und los. Als wir das Ziel laut Navi erreicht hatten, standen wir mitten im Busch an einer Loipe. Später stellte sich heraus, dass die Daten falsch waren.

Gegen 20:00 Uhr hatten wir es endlich geschafft. Alle Mopeds standen in Oves geheizter Garage - Feierabend. Ove hatte für uns ein leckeres Elchgulasch gekocht, mit Zwiebeln und Pilzen. Dazu einen Selbstgebrannten mit 96%. Beim Einschenken ist ein Tropfen auf die Tischplatte geraten, dabei hatte sich sofort der Lack vom Holztisch angelöst, das war  noch einmal der Beweis der Schärfe.

30.01.2012

Um 8:00 Uhr Frühstück bei Ove mit Elchfrikadellen (noch warm) und Spiegelei. Jetzt musste Kalle´s Guzzi repariert werden, bessere Vorraussetzungen zum Schrauben gibt es nicht. Ecki studierte den Schaltplan, um endlich den Fehler zu finden. Um 13:14 Uhr war der Fehler gefunden. Ein loses Kabel an der Lima-Kohle.

Jetzt noch zusammenbauen, packen und dann losfahren hätte nichts gebracht, um 16:00 Uhr ist es dunkel. Also alles in Ruhe, Mopeds tanken und morgen um 7:00 Uhr

Abfahrt Richtung Schweden.           

Ove hat alles gegeben. Am Abend gab es super zubereitete Elchsteaks, für jeden von uns zwei Riesendinger – kaum zu schaffen. Danach hat er uns in seinen Außenwhirlpool eingeladen – das absolute Highlight. Doch bevor es soweit war, haben wir endlich Polarlichter gesehen – ein kaum beschreibbares Phänomen. Die farbigen Schlieren, die sich unentwegt bewegten, überwiegend grünlich gelbes und rotes Licht – phantastisch!

Nach einem mehrstündigen (!) Poolbesuch (Wassertemperatur  +40°C, Lufttemperatur -18°C) sind wir recht früh (?) zu Bett gegangen, um am nächsten Morgen pünktlich starten zu können.   

31.01.2012

Frühstück bei Ove um 7:30 Uhr mit Elchfrikadellen und  Spiegelei.

Wir möchten noch einmal ganz besonders Oves Gastfreundschaft erwähnen. Ein Norweger, der uns nur über Dritte kannte und uns ganz herzlich aufgenommen hat, so, als ob er uns schon Jahrzehnte kennt.

Danach Start um 8:00 Uhr bei -18°C.

Über die E 6 nach Trofors, rechts auf die R 73 in Richtung Tärnaby in Schweden – ein Ritt von ca. 370 km, hört sich nicht weit an, ist es aber bei durchschnittlichen Temperaturen um die 15°C Minus! Teilweise Schnee- und Eispiste, Spurrillen und Eisklumpen auf der Strasse - kaum Verkehr.

Ohne Heizvisier und Griffheizung hat man keine Chance!

Endlich einmal ein Fahrtag ohne Reparaturen. Um 17:00 Uhr hatten wir eine Unterkunft für uns in einer Blockhütte gefunden. Abendbrot essen, nächste Tagesetappe planen und gute Nacht.

01.02.2012

Wir starteten bei -24°C um 9:00 Uhr. Bevor die Motorräder richtig laufen, mussten Kaltstarter und Magnetschalter mit einem Heißluftfön erwärmt werden. Über Storuman und Sorsele ging es nach Arvidsjaur – eine Tagesetappe von 280 km über blankes Eis und bei leichtem Schneetreiben und einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 65 km/h, bei dem einen oder anderen Schlenker, waren wir gut unterwegs. Wir fuhren durch eine verzauberte Winterlandschaft, leider hatten wir noch keine Rentiere oder Elche zu Gesicht bekommen.

Aufregend sind jedes Mal die Tankstopps. Bei den schwedischen Tankautomaten ist es jedes Mal ein Geduldsspiel ob eine unserer Karten funktioniert oder nicht. Da hier das Tankstellnetz nicht so eng bestückt ist wie in Deutschland, muss hier fast jede Tankstelle angelaufen werden, man weiß ja nie, wann es die nächste Chance gibt .

Wir erreichten unser Ziel um ca. 16:00 Uhr und fanden in einem Hostel Unterkünfte. In Arvidsjaur ist um diese Zeit alles ausgebucht, da hier die Testfahrer der vielen Autowerke residieren.

 Nun wieder die gleiche Prozedur wie an allen Abenden – Mopeds an die Heizungen anschließen, einkaufen, Abendessen zubereiten, Schlummertrunk und gute Nacht. 

02.02.2012

Die heutige Durchschnittstemperatur während unserer heutigen Etappe betrug, laut Alfons Thermometer,  -24°C. Im Grunde genommen ist das die  tiefste Temperatur, bei der Motorradfahren möglich ist (nicht den Personen sind Grenzen gesetzt, sondern der Technik).

Wir kamen um kurz vor 9:00 Uhr von unserer Hütte los. Noch schwedisches Geld getauscht und getankt (wie gesagt, das Tankstellennetz ist hier nicht so dicht, als Motorradfahrer tankt man lieber einmal mehr) und los.

Es ging auf geschlossener Eisschicht bei einer Durchschnittsgeschwindigkeit von rund 60 km/h gen Norden. Nach rund 100 km auf der E 45 legten wir einen kurzen Aufwärmstopp ein, bei der wir zwei deutsche Frauen aus dem Frankfurter Raum trafen, die uns für komplett bekloppt hielten (wie auch die Schweden) - alle haben recht! Aber wir haben unseren (eigenartigen) Spaß.

Wir bogen auf eine Landesstrasse von Kittajaur nach Harads. Um 14:00 Uhr treffen wir dort, wie wir unsere Ankunft unserem Vermieter mitgeteilt hatten, pünktlich ein, die pünktliche Ankunft mussten wir unserem Driftkönig Alfons verdanken, der das Tempo vorgab. Dass die Strassen nicht viel frequentiert werden, zeigte uns die Anzahl der uns entgegenkommenden bzw. der überholenden Fahrzeuge - Es waren den ganzen Tag aber nicht mehr als 19 Pkw bzw. Lkw!

Unser Vermieter holte uns dort von der Tankstelle ab, um uns zu unserem Häuschen zu fahren. Total spannend fanden wir die vielen Elchspuren um das Haus herum - es lässt hoffen, dass wir auch einmal ein solches Tier treffen (sehen).

Abends wird Schadensbegrenzung betrieben. Alfons Stecker für seine beheizbaren Handschuhe wurden repariert  (warme Hände sind ein Novum!)  Eckis beheizbares Visier funktionierte nur noch zur Hälfte - also schauen, wo die Spannung bleibt (sie blieb für den Rest der Fahrt verschollen).

Leider war es nicht möglich, jeden Eindruck während der Fahrt zu fotografieren. Man musste  jedes Mal den Fotoapparat aus der Unterkleidung herausholen, da, wenn der Apparat in der Außenjacke steckt bzw. im Tankrucksack verpackt ist, eingefroren ist, das Objektiv lässt sich nicht mehr ausfahren.

Abends das gleiche Prozedere wie an den anderen Abenden und, bei -32°C, schnappen wir einen 32er Marillenschnaps an.

03.02.2012

Die Tiefsttemperatur in der Nacht ging auf -37 C herunter. Wir wollten ja noch über den Polarkreis. Aufstehen pünktlich um 7:00 Uhr, Klaus machte zum Frühstück Rührei mit Schinken. Danach bereiteten wir unsere Mopeds für den Start vor (Anlassermagnetschalter, Kaltstarter, Anlasserknopf mit dem Heißluftföhn vorwärmen, starten - Motoren laufen nicht!

Weiter vorwärmen - Eckis Guzzi ist die Gewinnerin, sie lief zuerst. Endlich auch Kalles Moped - aber es fuhr nicht los. Das Wandleröl war so zäh, dass die Pumpe es einfach nicht ansaugen konnte - diese Erfahrung hatte wohl noch keiner mit diesem speziellen Antrieb gemacht.

Wir disponierten um. Kalle sollte in Eckis Seitenwagen. Wir kamen aber kaum den Berg hoch, die Temperatur ist auf -32°C gestiegen. Den Kupplungsgriff ohne Handschuhe anzufassen bedeutete sofort Frostbeulen (Verbrennungen) an den Fingern, Klaus musste diese schmerzliche Erfahrung machen. Bei Klaus war die Entlüftung vom Getriebe zugefroren. Das hatte zur Folge, dass das Öl aus der Dichtung der Kupplungsdruckstange herausdrückte. Wir brachen ab und gingen shoppen - für den Abend.

Danach konzentrierten wir uns darauf, die Mopeds für den nächsten Tag vorzubereiten. Die Automatik - Guzzi wird aufgebockt, so dass sie im Leerlauf mit eingelegtem Gang laufen kann und parallel dazu die Ölleitungen erwärmt werden. Hört sich spannend an - ist es auch, morgen gibt es die Aufklärung. 

04.02.2012

Nein, heute gab es noch keine Aufklärung! Die Temperaturen gingen in der Nacht auf -42°C herunter. Wir disponierten wieder um und tätigten keine Startversuche. Jokkmokk wollten wir mit dem Auto erkunden - ja, ihr hört richtig. Unser Vermieter war so freundlich uns sein Auto zu überlassen. Wir stöpselten sein Auto an die Stromversorgung an und warteten noch 2 Stunden. Diese Zeit nutzten wir, um die nähere Umgebung zu erkunden, endlich sahen wir auch eine Elchkuh mit ihrem Jungen, sehr weit weg, aber sie lagen im Schnee. Noch ein kurzes Frühstück und dann starteten wir in Richtung Jokkmokk. Auf dem Weg dorthin sahen wir ein Rudel Rentiere, die am Straßenrand standen.

Die Menschen auf dem Markt froren (überwiegend) erbärmlich. In der Tourist-Info waren viele Menschen, die fast in die Heizkörper hineinzukriechen versuchten, um sich zu erwärmen. Insgesamt mussten wir ernüchternd feststellen, dass der Markt so ähnlich ist wie Märkte in Deutschland - nur, dass eben auch viele Fell - und Fleischprodukte aus der Gegend angeboten werden. Kulturell konnten wir einen Wolfstanz sehen, vorgeführt von drei Frauen, die sich mit Wolfsfellen verkleidet hatten und nach einer (indianischen?) Trommelmusik tanzten. Hier oben geht alles sehr gemächlich vonstatten (alles hat seine Zeit) wir werden ruhiger.

zum Polarkreis...

05.02.2012

Die Zeit läuft uns davon, heute werden wir zum Polarkreis fahren. Temperatur: -34°C! Uns ist noch ein wenig mulmig, da diese Temperaturen für Menschen und Maschinen kaum auszuhalten sind.

Wir starteten die Motorräder wie geplant. Kalle´s Guzzi springt nach kurzem fönen von Kaltstarter und Anlasserknopf, nachdem eine warme, vollgeladene Batterie eingebaut wurde, sofort an. Da sie ja schon aufgebockt war, wurde der Wandler zuerst gaaanz langsam und dann mehr und mehr mit Öl gefüllt und das Hinterrad bewegte sich dann auch endlich.

Ecki´s Guzzi und Klaus´s BMW sprangen auch recht schnell an. Nur Alfons Afrika Twin wollte heute nicht so recht. Der vordere Zylinder des V-Motors rief nach einer neuen Kerze. Nachdem eine neue Kerze eingebaut wurde, schnurrte der Motor mit Überbrückung auch sofort los. Jetzt mussten wir nur noch die Steigung bis zur Haupttrasse schaffen. Alfons’ Moped mussten wir fast hoch tragen, die 3 anderen Mopeds mit den 15-Zoll-Rädern hatten weniger Probleme. Nachdem alle Gespanne oben standen, zogen wir uns an und nun starteten wir endlich die letzte Etappe zum Polarkreis.

Die Fahrt dort hin verlief ohne weitere Zwischenfälle. Es ging recht zügig voran und um 13:00 Uhr waren wir dort. Die Temperatur ist an dieser Stelle noch einmal gefallen, es ist annähernd -36°C kalt. Wir machten ein paar Fotos, joggten einmal im Kreis, schnappten an (einen Heidegeist) und fuhren zurück. Alfons vorweg gab mächtig Gas, er wollte so schnell wie möglich zur nächsten Tankstelle, um seine Finger aufzutauen. Seine superteuren, beheizbaren Qualitätshandschuhe hatten wieder einmal Kabelbrüche, bei dieser Kälte funktionieren eben nur Siliconkabel, aber die waren dem Produzenten wohl zu teuer. Es hilft jetzt kein lamentieren, die freundliche Tankwartin empfahl Alfons ein paar schwedische gefütterte Fausthandschuhe, in die er mit Fleecehandschuhe hineinschlüpfte - das ging dann ohne Fremdheizung einigermaßen. Zurück bei unserem Haus bereiteten wir die Motorräder für den Start zur Rückreise vor, rechneten mit unserem Vermieter ab und nahmen uns noch einen „Siegestropfen“.

Heute war für uns alle vier ein Tag, der als Höhepunkt in unsere persönlichen Biografien eingegangen ist.

04.02.2012 - 05.02.2012

Uta schrieb:  Schöne Grüße von den Jungs, sie haben es heute alle vier mit ihren Motorrädern geschafft am Polarkreis zu stehen!!! Man konnte das "Leuchten in deren Augen" förmlich durch´s Handy spüren :-) Es war so kalt (-36°C), dass sie die Handschuhe zum Telefonieren nicht ausziehen mochten. (Anmerkung der Redaktion: Ich könnte mir denken, dass sie sich aber ein kleines Schnäpschen auf ihren Erfolg gegönnt haben - das geht auch mit Handschuhen).

06.02.2012

Ab jetzt begann die Rückreise. Das Thermometer zeigte heute -27°C an. Es schneite. Aktuell waren 10 cm Neuschnee gefallen und es sah nicht so aus, als wenn es aufhören wollte zu schneien. Egal und los. Inzwischen war die Anlass- Anzieh- und Alfons’ Motorrad-nach-oben-bring- Zeremonie keine große Hürde mehr. Wir hatten uns heute rund 250 km vorgenommen. Neue Herausforderungen kamen auf uns zu. Jeder entgegenkommende Lkw warf uns eine Schneestaubwand entgegen, die wir nicht mit Gasstehenlassen durchfahren mochten, da man wirklich nichts sah. Die einzige Orientierung bot die rechte Leitplanke, die aber auch nur als Schneebarriere zu erkennen war. Also, jedes Mal die Geschwindigkeit drosseln. Für die ersten, knapp 50 km bis Boden brauchten wir weit über 2 Stunden. Wir konnten im Rückspiegel nichts erkennen. Ecki und Kalle vorweg bemerkten nicht, dass Klaus und Alfons zurückblieben. Irgendwann drehten sie, Kalle fuhr sich dabei fest, allerdings kamen Alfons und Klaus dann auch, halfen Kalles Moped frei zu schieben und die Fahrt ging weiter. Klaus’ Luftfilter vereiste ständig. In der Nachmittagsdämmerung erreichten wir die finnische Landesgrenze. Kurz dahinter, in Tornio, musste Klaus wieder wegen des vereisten Luftfilters anhalten. Hier machten wir die erste Bekanntschaft mit Jari, einem Finnen. Er kam gerade mit seinem Feuerwehr - Lkw von einem Einsatz, hielt hinter uns an, schaltete sein Blaulicht ein und fragte ob er helfen könne. Er bot uns an, die Reparatur in der beheizten Halle des Lippi Feuer-Department durchzuführen. Während Klaus und Ecki schraubten, lud Jari Alfons und Kalle nach einem Rundgang zum Kaffee ein, Die Feuerwehrstation war sehr interessant, man vermutete hier im Norden nicht so eine Anlage. In der Zwischenzeit organisierte uns Jari eine Unterkunft in Kemi, die nächst größere Stadt auf unserer Route.

In Kemi waren die Räumfahrzeuge im vollen Einsatz, um mittlerweile rund 30 cm Neuschnee zu räumen. Die Hotelzufahrt war überhaupt noch nicht geräumt. Eine freundliche süße blonde Finnin verschaffte uns mit ihrem Toyota Hilux mit Schneeschild freie Fahrt.

Wir bereiteten die Mopeds für den nächsten Tag vor und beendeten den Tag unspektakulär.

07.02.2012

Wir kamen pünktlich um 6:00 Uhr hoch. Die Tagesetappe betrug 320 km bei einer Starttemperatur von -28°C. Erst jetzt bemerkten wir, dass die Uhren in Finnland um eine Stunde vorgestellt sind. Da wir die Mopeds abends alle ohne Probleme abgestellt hatten, sollte man erwarten, dass sie auch normal anspringen würden. Dem war aber nicht so. Über Nacht hatte sich eine Zündkerze von Kalles Guzzi verabschiedet – kaputt gefroren? Egal, neue Kerze hinein und los.

Über die gesamte Distanz war es „schweinekalt". Heute sollte Klaus den „Härter-als-das-Eis-Orden" verliehen. Er war wegen zusätzlicher Elektrikprobleme ohne Heizgriffe gefahren, das hatte seinen Spaß am winterlichen Motorradfahren stark eingebremst (vielleicht gibt es von ihm demnächst günstige Winterkleidung zu erwerben). Wir hatten immer wieder mit Vergaservereisungen an Klaus’ BMW zu tun – und irgendwann blieb die Automatik – Guzzi an einer Steigung „hängen". Kaum zu glauben aber wahr, das Wandleröl war zu heiß . Was konnte denn das nun wieder sein bei durchschnittlichen Temperaturen von -25°C? Zunächst gab es keine Erklärung, kurz das Öl abkühlen lassen und weiter. Unser Tagesziel war Pihtipudes.

Dort lebt Dieter mit seiner finnischen Frau, die uns eingeladen haben. Dieter ist Eckis Sohns Chefs Schwiegervater – noch Fragen?

Um 17:00 Uhr trafen wir uns in Pihtipudas an der Tankstelle. Ein Reporter von der Lokalzeitung wollte einen Bericht über die Verrückten, die bei diesen Temperaturen Motorrad fahren, schreiben. Danach konnten wir die Motorräder in einer beheizten Halle eines Freundes von Dieter abstellen, so dass sie endlich mal wieder richtig auftauen konnten. Wir wurden von Dieter und seiner Frau Marketta ganz herzlich aufgenommen. Abends saßen wir bei von Marketta vorzüglich zubereitetem Elchgulasch zusammen.

08.02.2012

Heute war ausschlafen angesagt, mit gemütlichem Frühstück in Dieter´s Hütte am See (Alvajärvisee). Bestes Wetter, wolkenfrei, Sonne bei -22 Grad. Gegen Mittag checkten wir unsere abgetauten Moped`s in der beheizten Halle von Dieter`s Kumpel. Nach 2 Std. war alles Tutti für den nächsten Tag. Die Honda und Ecki`s Guzzi hatten, wie schon in den vergangenen Tagen, keine Schmerzen. Klaus hat seine Elektrik aufgrund von Korrosionsproblemen wieder in den Griff bekommen. Kalle hat seinen zweiten Zylinder mit einen neuen Kerzenstecker wiederbelebt und seinen Wandler mit neuem Öl versorgt. Dieter hat für uns die Rückreise mit der Fähre von Helsinki nach Travemünde für Freitag gebucht. Er hat gute Kontakte zur Fährgesellschaft und konnte für uns gute Konditionen aushandeln. Am Abend hatte Dieter eine seiner 4 Saunen eingeheizt. Die Abkühlung erfolgte draußen bei -20 Grad mit einem Flachköpper in den Tiefschnee. Der Abend endete beim Grillen in der Hütte mit leckerem Salat von Marketta und finnischen Bier „Karjala olout Öl" aus der Büchse mit dem finnischen Trinkspruch „Höllecken Kölleken“ Wir beendeten den Abend mit der Devise „Dosenbier macht schlau".

09.02.2012

Heute wollten wir möglichst nahe an Helsinki herankommen, also standen wir um 6:00 Uhr auf. Dieter holte uns um 7:30 Uhr ab, um uns zur Halle zu fahren. Motorräder packen, anziehen, von allen verabschieden und los. Es sind -28°C. Irgendwann funktionierte der Wandler an der Automatik-Guzzi wieder nicht, dieses Mal war es ihr wohl während der Fahrt zu kalt. Also, nächste Tankstelle den Kühler abdecken, Klaus holt noch etwas Eis aus dem Ansaugstutzen seiner BMW und weiter ging es.

Kurz nach Lathi fingen wir an, uns nach einer Unterkunft umzusehen – das dauerte dann auch bis Helsinki, dort fanden wir endlich ein Hotel mit der Unterstützung vom Navi. Wir hatten eine Distanz von ca. 400 km zurückgelegt.

10.02.2012

Um 17:30 Uhr nach finnischer Zeit sollte unsere Fähre von Helsinki nach Travemünde abgehen. Alfons’ Navi führte uns zu einem falschen Fährhafen. Auf Nachfrage bei verschiedenen Finnen fanden wir nach einigem Hin und Her auch den richtigen Hafen. Da der Hafen komplett neu gebaut war, war er weder den Finnen noch Alfons’ Navi  bekannt.  

Die Wartezeit überbrückten wir damit die Spikes aus den Reifen zu schrauben – die Deutschen mögen die ja nicht.

11.02.2012

Da wir Kalles Guzzi mit dem Strick auf die Fähre ziehen mussten, dachte die Schiffbesatzung das Motorrad ist defekt. Man bot uns an, dass wir auf dem Autodeck schrauben können. Da ja am Samstag genug Zeit auf der Fähre ist, nahmen wir das Angebot gern an. Die Reparatur der Guzzi war einfach. Reservekanister in den Tank gekippt, alles wieder gut. Ohne Sprit läuft ein Motorrad eben nicht. Wir hatten aber noch Spikes bei Alfons Honda und bei Kalles Guzzi zu entfernen. Das wurde erledigt und nach einer kurzen Besprechung einigten wir uns darauf, dass wir im Dunkeln nach Hause fahren. Keiner hatte noch Lust sich am Sonntag noch einmal anzuziehen, um das letzte Stück nach Hannover zu fahren. In Travemünde waren es nur -2°C, kein Schneefall. Das ist ganz schön warm, rund 40°C wärmer als in Jokkmokk. Anlegen 20:30 Uhr, raus aus dem Schiff ca. 21:00 Uhr. Dann kam eine neue freudige Überraschung. Wir wurden wir von unseren Frauen mit einem Willkommenstransparent empfangen. Die sind auch verrückt, sonst könnten wir so etwas ja nicht machen. Kurzes Drücken der Lieben und Absprache, wo Alfons verabschiedet werden soll. In Hamburg Stillhorn verabschiedeten wir uns nach einer Kaffeepause von Alfons. Dann noch 140km für Kalle, Klaus und Ecki. Bei der Ankunft ein Blick auf das Thermometer, es sind -11°C. Wir haben die Kälte mal wieder an den Reifen.

Wir möchten uns bei allen hier genannten und eventuell nicht genannten bedanken. Wir haben supertolle Leute kennengelernt, die uns geholfen und bewirtet haben.

Ein besonderer Dank noch an unsere Frauen. Die haben schon die ganze Vorbereitung mitgemacht, dann unsere Fahrt von zu Hause aus verfolgt und uns sogar wieder herzlich empfangen. Da könnten wir eigentlich die nächste Fahrt planen, oder?

 Wir haben viele Erfahrungen mit den Maschinen gemacht. Ab -25°C ändert sich doch einiges an der Technik, besonders morgens beim Starten. Wir werden versuchen, noch einige Details aufzuschreiben, die das Anziehen bei der Kälte und die Technik betreffen.

 Bei -36°C Motorradfahren ist ein angehen und deshalb Leute, ist es ganz wichtig, dass ihr ein gutes Team habt. Ein Team, das sich gegenseitig aufbaut, das sich bespricht, versteht und immer auf den Schwächsten Rücksicht nimmt. Egal ob es körperliche oder technische Probleme gibt.